Durch
Einlagerung schwerer Elemente im Gewebe kann der
strahlentherapeutische Effekt verbessert werden.
Dr.
Ferdinand SILBERBAUER: „Ohne Schweratome geht der größte Teil
einer Hochvoltbestrahlung einfach durch das Gewebe durch.“
"Werden
Schweratome in einen Tumor eingelagert, erhöht sich die Herddosis
und das Gewebe vor und hinter dem Malignom wird mehr geschont",
so Dr. Ferdinand Silberbauer, Facharzt für Hals, Nasen und
Ohrheilkunde, Wien.
Silberbauer
beschäftigt sich sei 1974 mit Strahlenphysik und bemerkte, dass
die bei Radiotherapie entstehenden Compton-Streustrahlen und
Photoeffekte zur Tumorbehandlung ausgenützt werden können. Seine
Theorie basiert auf allgemeinen physikalischen Grundlagen Je
höher die Energie der einfallenden Strahlen ist, desto größer
ist die Wahrscheinlichkeit für Comptoneffekte. Bei niedrigen
Energien entstehen eher Photoeffekte.
Compton-
oder Photoeffekte im Gewebe
Bei
Comptoneffekten kommt es zur Wechselwirkung zwische Strahlung
(den Photonen) und dem getroffenen Atom. Ein Teil der Energie
wird auf ein locker gebundene Elektron übertragen, das als
sogenanntes Sekundärelektron wegfliegt. Der
Differenz-Energiebetrag bleibt als Photonenenergie erhalten,
wird aber als Compton-Streustrahlung in geänderter Richtung
abgestrahlt. Dadurch werden weitere Comptoneffekte induziert,
solange, bis die Energie zu niedrig ist und das Photon in
Form eines Photoeffekts absorbiert wird. Beim Photoeffekt
überträgt das Photon seine gesamte Energie auf ein Atom, das
daraufhin ein Elektron ausschleudert.
Silberbauer:
"Ob nun ein Photo- oder ein Comptoneffekt auftritt, hängt nun
erstens von der Energie der Strahlung und zweitens von der Masse
bzw. der Ordnungszahl der getroffenen Atome ab.“ Es handelt sich
um ein statistisches Geschehen: Bringt man Schweratome in ein
Gewebe ein, dann können durch hochenergetische Comptoneffekte
mehr Elektronen herausgeschleudert werden, und die
Wahrscheinlichkeit für einen Photoeffekt steigt – und zwar mit
der vierten Potenz der Ordnungszahl.
Natürlich
treten auch Compton-Streustrahlen auf. Die Schweratome wirken
aber wie Antennen für diese Strahlung, fangen sie ab und
absorbieren die Energie in Form von Photoeffekten. Silberbauer:
„Die Elektronen, die dabei herausgeschleudert werden, richten
in der unmittelbaren Atomumgebung, wo es erwünscht ist,
Zellschäden an. Durch Chromosomenbrüche und Zerstörung der
chemischen Bindungen werden die Tumorzellen irreversibel
geschädigt und das Gewebe vor und hinter dem Tumor wird
geschont." Es komme zu einem Verstärkungseffekt, daher könne
auch die primäre Strahlendosis gesenkt werden."
Diese Effekte
haben die Strahlentherapeuten, so Silberbauer, bislang nicht
beachtet: „Ohne Schweratome geht der größte Teil einer
Hochvoltstrahlung einfach durch das Gewebe durch und es
entstehen, als Primärwirkung, hauptsächlich niederenergetische
Comptoneffekte. Der Tumor wird weniger geschädigt und das
umgebende Gewebe mehr als notwendig.“ Durch die
Schweratomeinlagerung können aber die vermehrten Photeffekte mit
den entstandenen Compton-Streustrahlen einbezogen werden.
Anwenden könne
man Silberbauers Methode vor allem bei Glioblastomamultifomre (Astrozytom
IV) in Verbindung mit der Hochvolttherapie oder dem Gamma-Knife.
"Dieser Tumor
speichert Kontrastmittel, das mit Jod (Ordnungszahl 53)
angereichert ist", so Silberbauer. Durch die fingerförmigen
Ausläufer und die relativ schlechte Abgrenzung zum gesunden
Gewebe käme das Glioblastom für eine Bestrahlung mit dem
Gamma-Knife nämlich nicht in Frage.
"Bringt man
aber Jod mit dem Kontrastmittel ein, kommen die von mir
beschriebenen Effekte voll zum Tragen." Aber auch andere Tumore
könnten mit der Schweratom-unterstützten Strahlentherapie
behandelt werden.
Schweratome
unterstützen Strahlentherapie
Silberbauer
beschreibt die Wirkung von hochenergetischen Comptoneffekten
folgendermaßen: "Man kann das mit einem Baum vergleichen, auf
den man mit einem Gewehr schießt. Die Kugel geht einfach durch.
Habe ich aber ein Bombe im Baum - im Tumor wären das die
Schweratome -, und treffe ich diese mit dem Gewehr, dann erziele
ich eine entsprechende lokale Wirkung."
Als Beispiel
präsentierte Silberbauer auch den Fall eines Jungen aus seinem
Bekanntenkreis, bei dem ein Gehirntumor diagnostiziert wurde:
"Aufgrund der Lokalisation und des Enhancements im
Kontrastmittel unterstützten Computertomogramm war dieser Tumor
wahrscheinlich ein Glioblastoma multifome. Durch Blutungen war
es zu eine starken Eisenpigmentablagerung gekommen. Eisen gehört
mit eine Ordnungszahl von 26 zu den mittel schweren Atomen."
Silberbauer
veranlasste eine Strahlentherapie mit einer Kobalt-60-Quelle:
"Die verabreichte Herddosis betrug nur 50 Gray, war aber dennoch
frappant wirksam."
Sieben Jahre
später erfreut sich der junge Mann weiterhin bester Gesundheit,
was der HNO-Arzt auf die Wirkung des von ihm beschriebenen
Effektes zurückführt. Bestätigt wird die Theorie auch von Doz.
Dr. Herbert Störi, Technische Universität Wien. Der
Strahlenphysiker führte die energetischen Berechnungen zum Thema
"Compton-Streustrahlung" durch. Die Strahlentherapeuten
hingegen haben, so Silberbauer, bisher entweder nicht darauf
reagiert oder aber seinen Ausführungen keinen Glauben geschenkt,
obwohl "die Logik meines Ansatzes einfach und zwingend ist".
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